Internationales Winterlager in Lewin Klodzki
Artikel vom 18. Februar 2015
Winterferien mit Schnee, Eis, Heimweh und Toleranz
Winterferien mit Schnee, Eis, Heimweh und Toleranz
(12. Winterlager in Lewinie Klodzkim 31.01. bis 07.02.2015)
Unsere Reise ging am 31.01. los. An der Wache Süd in Forst trafen sich die Teilnehmer aus dem Kreis Spree-Neiße um 10:00 Uhr. Wer wollte, konnte dort schon einmal die anderen beschnuppern. Die meisten ließen sich jedoch nur von ihrem Handy begeistern. Mit etwas Verspätung erreichten uns die Kameraden aus Großbeeren inklusive dem Reisebus mit dem wir uns auf den Weg machten. Im Bus herrschte von Beginn an eine gute Atmosphäre. Jörg (unser Fahrer) brauchte ca. 4 Stunden, um uns ans Ziel zu bringen. In dieser Zeit unterhielt und belustigte er uns mit Filmen.
An unserer Unterkunft angekommen ging das Gewusel schnell los. Der viele schöne Schnee war zu verlockend. Schnell wurden die ersten Schneebälle geformt und geworfen. Das Beziehen der Zimmer ging zügig und ohne große Probleme über die Bühne. Die wenigen Problemchen, die sich eingeschlichen hatten, konnten ohne großen Aufwand behoben werden. Zur Stärkung ging es dann in die Mensa. Ganz einordnen ließ sich die Mahlzeit nicht. Daher sagen wir, dass es Mittagessen und Abendbrot war. Es wurde also ordentlich reingehauen. So konnten wir dann zur Begrüßung und der Eröffnung des Lagers ins „Aquarium“ (ehemaliger Konsum) gehen. Neben unseren Kindern nahmen auch Gleichaltrige aus Polen und Tschechien am Lager teil. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, ging es nach der Eröffnung zügig in die Turnhalle. Dort kamen sich alle bei kleinen Spielen etwas näher und verloren die Angst vor Sprachbarrieren. Um diesen Vorgang zu beschleunigen, wurden die Kinder in 4 Gruppen aufgeteilt. Alle Nationen wurden bunt durchgemischt. Die Integration hatte begonnen.
Im Anschluss und um keine Zeit zu vertrödeln begaben wir uns zum Verleih der Winterausrüstung. So ging für die Kinder & Jugendlichen der erste Tag zu Ende. Als Betreuer mussten wir noch zur Betreuerbesprechung. Da es die erste war, dauerte sie recht lange. Der Wochenplan in seiner aktuellen Form musste noch besprochen werden.
Am Sonntag (01.02.) klingelte um 8:00 Uhr der Wecker. Wer vergessen hatte, sich einen zu stellen musste nicht verschlafen. Die Kameraden aus Großbeeren waren so freundlich, alle am Morgen mit lauter Musik zu wecken. Uns erwartete ein ausgiebiges Frühstück. Manche der Kinder waren noch nicht so hungrig. Zum einen lag es wohl daran, dass sie in einem anderen Umfeld waren als gewohnt zum anderen am nächtlichen Konsum von Chips und Süßem. Am Vormittag hielten wir uns in der Turnhalle auf. Weitere Integrationsspiele waren vorbereitet und warteten darauf, gespielt zu werden. Besonders erwähnen möchte ich, dass sich alle Kinder beteiligten und sich Mühe gaben, trotz sprachlichen Hindernissen neue Freunde zu finden. Nach dem Mittagessen absolvierten wir die Lagerolympiade in der Turnhalle. Um allen eine Chance zu geben, sich an den 12 Stationen einzubringen wurden die Teilnehmer in 9 Gruppen aufgeteilt. Zwischen all diesen Programmpunkten war für ein Mädchen noch ein ganz besonderer Tag. Es war ihr 14. Geburtstag. Recht unerwartet sangen alle in ihrer Landessprache ein Geburtstagsständchen. Von ihren Geschenken war sie sehr begeistert. Vom Kommandanten erhielt sie einen großen Beutel Bonbons und von uns eine Lollitorte mit Wurstblumen. Aus Mangel an frischer Wurstbrühe und der vorangeschritten Tageszeit ließen die „Blumen“ ihre Köpfe leider schon etwas hängen.
Als Ausklang des Tages veranstalteten wir eine kleine Disco. Bei dieser konnte jeder, der noch Kraft hatte, so richtig abzappeln. So verging das Wochenende und der Montag stand vor der Tür. Geweckt durch laute Musik wussten die Kinder, dass es heute (Montag, 02.02.) so weit ist. Es geht auf die Piste. Es wurde eilig gefrühstückt. Vor Aufregung vergaßen manche beinahe ihren Tisch abzuräumen. Doch aufmerksamen Betreuern entgeht so etwas nicht.
Als alle ihre Winterkleidung anhatten und im Bus saßen konnte man die Erwartung förmlich greifen. Die noch nie Wintersport gemacht hatten konnten es nicht erwarten, aus dem Bus zu hüpfen und loszulegen. Bis alle Teilnehmer ihre richtige Gruppe (nach Anfänger, Fortgeschrittene und Profi eingeteilt) gefunden hatten und der entsprechende Lehrer zugeteilt war, verging noch etwas Zeit. Doch nachdem dann alle ihren Skipass hatten konnten wir anfangen. Auf einer kleinen Piste erlernten alle Anfänger die wichtigsten Grundlagen, um sicher unten anzukommen. Aber so einfach wie es sich die meisten vorgestellt hatten war es nicht. Eine Portion Ehrgeiz und Motivation gehört schon dazu. Die sprachlichen Probleme machten es zudem nicht leichter für die Kinder. Es konnten aber bei allen nach und nach Fortschritte festgestellt werden. An diesem ersten Tag ereignete sich ein Unfall, bei dem sich ein polnischer Teilnehmer verletzte und zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht wurde. Zum Glück wurden keine schweren Verletzungen festgestellt. Durch diesen Vorfall fielen am Nachmittag die Integrationsspiele aus. Doch das tat den Jugendlichen gut. Nach dem Mittagessen um 16:00 Uhr hatten sie so etwas mehr Freizeit. Die meisten ruhten sich aus, da sie wussten, dass es am Abend noch in ein Schwimmbad geht.
Dieses Bad war für unsere Teilnehmer etwas gewöhnungsbedürftig.
Dass man am Eingang bereits seine Schuhe ausziehen muss und dann erst zur Kasse kommt war schon das erste Verwunderliche. Doch die meisten hatten kein Salzwasser erwartet. Als Ausklang für diesen Tag war es trotzdem eine tolle Idee.
Am nächsten Morgen starteten wir genauso in den Tag. Geweckt durch laute Musik, Frühstück, Winterkleidung an und los. Durch den Neuschnee war es für unseren Busfahrer, Jörg, nicht so einfach auf dem Parkplatz im Skigebiet sein Gefährt sicher abzustellen. Zu seiner Rettung eilte Kommandant Artur. Mit seiner Erfahrung ging alles gut. Zwischen Ankunft im Skigebiet und der ersten Fahrt auf der Piste verging nicht viel Zeit, da ja nun alle wussten, an wenn sie sich zu halten hatten. Die Anfänger wollten nicht die ganze Zeit auf dem „Kinderhügel“ verbringen und arbeiteten daher an ihrer Technik. Als alle dann so weit waren und sicher auf den Brettern standen ging es auf eine etwas längere Piste. Dort wurde dann weiter geübt. Die Mutigsten konnten dann auch einmal bis ganz nach oben auf die langen Strecken. Auch ohne sonniges Wetter und durch den geringen Besucherandrang hatten alle ihren Spaß. An diesem Tag konnten wir ohne Unfälle zurück in unsere Unterkunft fahren. Neben dem Wintersport standen in dem Lager die Themen Integration und Toleranz ganz weit oben. Um diese Themen altersgerecht zu gestalten, wurde eine junge Gruppe (bis 13 Jahre) und eine alte Gruppe (ab 14 Jahren) gebildet. Es war schön, zu sehen wie alle Kinder an den Spielen teilnahmen. Als Belohnung für das Engagement der Kinder und Jugendlichen gab es am Abend die zweite Disco des Lagers. Bevor die Hüften geschwungen wurden, gab es aber zudem die Möglichkeit beim Karaoke sein Talent zu zeigen.
Um allen etwas Ruhe zu gönnen, ging es am Mittwoch nicht ins Skigebiet. Das Wecken lief genauso ab wie die Tage zuvor. Durch das Frühstück gestärkt, machten wir uns dann in der jungen und alten Gruppe an weitere Workshops. Sie dauerten nicht ewig, so dass wir noch vor dem Mittagessen etwas im Schnee unternehmen konnten. Wir wurden in unsere regionalen Gruppen aufgeteilt. Unsere Aufgabe war es, eine Skulptur zu bauen die etwas aus unserer Region verkörpert. Das Team Spree-Neiße erschuf eine Einlegegurke.
Bei der Bewertung belegten wir mit dieser aber nur den 6. Platz. Das verwunderte uns schon. Immerhin hatten wir alles gegeben, um die Jury im Vorfeld positiv zu beeinflussen. Neben unserer Gurke entstanden folgende Skulpturen: eine Sirene (Meerjungfrau), ein Formel-1-Auto, ein Vulkan, ein Feuerwehrauto der Firma Tatra und ein Feuerwehrgerätehaus. Am Nachmittag hatten wir einen besonders „leckeren“ Workshop. Wer das bestreitet, darf nicht mit ins nächste Ski-Lager. Wir durften Lebkuchen selber mit Zuckerguss verzieren. Neben moderner Kunst entstanden auch wahre Meisterwerke. Zur Freude vieler Kinder durften die „Zuckerstifte“ mitgenommen und verzehrt werden. Im Anschluss fuhren wir wieder zum Aqua Park. Am Schwimmen und Toben waren dieses Mal aber nicht so viele interessiert. Das anliegende Restaurant war das Objekt der Begierde. So zogen viele das Abendbrot vor. Zurück an unserer Unterkunft war dann für alle anderen Fütterungszeit. Wer davor schon gegessen hatte kam nicht darum herum, sich mit an den Tisch zu setzen.
Am Donnerstag (05.02.) fiel den meisten das Aufstehen nicht leicht. Woran das lag, wissen wir nicht. Etwas zerknittert ging es zum Frühstück. Die fehlende Energie war vermutlich das Problem. Doch gestärkt stieg auch die Motivation. Beim „Integrationstanz“ und dem Workshop „Aus wenig viel machen“ zeigten alle aber wieder vollen Einsatz. Besonders beim Basteln waren einige voll in ihrem Element und kaum zu bremsen. Nun kommen wir aber zum Highlight des Tages und des Lagers. Die Nachtfahrt stand auf dem Plan. Wir machten uns auf den Weg zum Skigebiet. Als wir es erreichten wurde es schon langsam dunkel. Das war bei unseren ersten zwei Fahrten eigentlich die Zeit, in der wir zurück fuhren. Die Piste war gut beleuchtet und nach der Aufwärmung ging es dann so richtig los. Alle die sich getraut hatten, diesen Tag ihre Ski oder Snowboard unter die Füße zu schnallen hatten eine tolle Zeit. Um dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, wurde an dem Abend für uns von der örtlichen Feuerwehr am Hang gegrillt. Je länger wir auf der Piste waren, je schlechter wurden leider die Verhältnisse. Die Strecken vereisten langsam und machten es nicht leicht, die Kontrolle beim Fahren zu behalten. Wohlbehalten kehrten alle zum Bus zurück. So dass wir auch an diesem Tag ohne Verletzungen zurückfahren konnten. Blaue Flecken zählen nicht als Verletzung. Diese gehören einfach dazu.
Am Freitag nach dem Frühstück besuchte eine Delegation die Bürgermeisterin. Als Dank für die Gastfreundschaft übergaben wir besonders hübsch gestaltete Lebkuchen. Am letzten Tag war der Zeitplan nicht ganz so eng. Nach dem Frühstück brachten wir unsere geborgte Ski- und Snowboard-Ausrüstung zurück. Jede Gruppe hatte einen Jugendlichen für eine besondere Aufgabe zu stellen. Diese Jugendlichen bildeten eine kleine Delegation, die zu einem Besuch bei der Bürgermeisterin eingeladen waren. Bei ihr bedankten wir uns für die Möglichkeit, dieses Lager in Lewin Klodzki durchführen zu können. Bis zum Mittagessen wurden weitere Workshops durchgeführt. Nach einer Mittagspause sollte eine Wanderung stattfinden. Durch das unbeständige Wetter und den Gesundheitszustand mancher Kinder ließen wir diese ausfallen. In der gewonnenen Freizeit konnte begonnen werden, die Taschen und Koffer für die nahende Abreise zu packen. Nicht alle nutzten diese Chance. Aber ohne Stress und Hektik macht so ein Jugendlager am letzten Tag ja auch nicht so viel Spaß. Am späten Nachmittag fuhren wir noch einmal in den Aqua Park. Auf dem Weg zu dem Bad hielten wir noch bei einem etwas größeren Supermarkt. Dort konnten die letzten Zloty ausgegeben werden. Über die Ladenkasse gingen Süßigkeiten, Knabbereien und Limo. Am Abend erhielt jedes Kind ein Diplom über die Teilnahme an dem Lager und ein kleines Geschenk. So neigte sich das Lager dem Ende entgegen. Bei der Abschlussdisco konnten es die Kinder und Jugendlichen dann noch einmal richtig krachen lassen. Um Mitternacht hatten wir Betreuer jedoch auch noch etwas zu tun. Zum Geburtstag des Ortsbrandmeisters, Artur Gajewski, sangen wir alle ein Ständchen und überreichten ihm unsere Geschenke.
Samstag war der Tag der Heimreise. Es wurde etwas eher gefrühstückt als sonst. Wer am Vortag die Freizeit nicht genutzt hatte, um seine Tasche zu befüllen, der hatte es etwas eiliger beim Essen. Doch es wurden alle rechtzeitig fertig. Im „Aquarium“ wurden wir dann noch alle verabschiedet und so ging es dann auch schon Richtung Heimat. Die Stimmung im Bus war auch an diesem Tag noch gut. Es war aber zu spüren, dass bei allen etwas die Luft raus war und einige froh waren, dass die Woche rum war. Auf einem größeren Rasthof legte unser Busfahrer seine Ruhepause ein. Auf diesem gab es ein Fastfood-Restaurant, das sich auf Geflügel spezialisiert hat. Auch dort sorgten wir mit unserer Gruppe für Umsatz. Nach kurzer Zeit entdeckten die ersten, dass es W-Lan gab. Und noch schneller brach die Leitung zusammen, da es zu viele waren, die das Netz nutzen wollten. Zurück im Bus ging es dann zügig auf die deutsche Grenze zu. In Forst war für die Teilnehmer aus Spree-Neiße die Fahrt fast beendet. Alle kramten ihr Gepäck heraus und verstauten es in den Fahrzeugen, mit denen sie die letzten Kilometer ihrer Heimreise zurücklegten. Das war das Winterlager 2015, bei dem wir viel über Toleranz und Integration gelernt haben. Wir bedanken uns bei allen, die uns diese Fahrt ermöglicht und dafür gesorgt haben, dass wir eine tolle Woche in Lewin Klodzki erleben konnten.
Stefan Klieber
Kinder- und Jugendwart der Stadt Peitz
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