Artikel der Lausitzer Rundschau vom 24.12.2012
Artikel vom 25. Dezember 2012
Von der Bushaltestelle zur Sky-Lounge
Carolin Vatter wird vom Landesjugendring Brandenburg für ihre ehrenamtlichen Beiträge in Gahry ausgezeichnet
Gahry Für ihr ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde Wiesengrund ist Carolin Vatter vom Landesjugendring Brandenburg geehrt worden. Die 23-jährige Verwaltungsfachangestellte ist Mitglied des Gahryer Ortsbeirates, federführend bei der Freiwilligen Feuerwehr und in weitere Projekte der Jugendarbeit involviert.
Das hatte sie nun davon. Ihrem zurückhaltenden Naturell zuwider stand sie jetzt genau dort, wo sie eigentlich nie hinwollte: im Mittelpunkt. "Das ist mir etwas unangenehm, so eine Veranstaltung extra für mich", genierte sich Carolin Vatter. Dass ihr der Landesjugendring Brandenburg einen ganzen Abend im Schloss Gahry widmen wollte, um sich erkenntlich zu zeigen ob des "außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagements in der Kinder- und Jugendarbeit", das die 23-jährige Gahryerin in ihrem Heimatort an den Tag legt, war ihr nicht ganz geheuer. "Natürlich ist es schön, ein Dankeschön zu bekommen", doch mache sie das ja nicht der Anerkennung wegen, so Carolin Vatter.
Seit mehreren Jahren ist die junge Dame nun schon bestrebt, sich am Lokalgeschehen zu beteiligen und im Besonderen der Jugend eine Chance zu geben, in den verschiedensten Bereichen etwas mitzugestalten. Seit 13 Jahren ist sie aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Gahry und kümmert sich seit 2009 leidenschaftlich um den Nachwuchs. So vermittelt sie den "Löschzwergen" alle zwei Wochen die Grundkenntnisse der Feuerwehrausbildung. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten wie Nancy Fechner oder Jernou Chahin, die "mindestens genauso viel unternehmen wie ich", machte sie sich zudem als Teenagerin für einen Jugendclub stark. Einen zentralen Anlaufpunkt für die Heranwachsenden von Gahry, die sich zuvor in weniger komfortablen Lokalitäten zusammengefunden und das Leben auf dem Lande mehr ertragen als genossen haben. "Früher haben wir in Bushaltestellen und Bauwagen gehaust", heute dagegen können die Gahryer Fußballspiele auf Sky gucken. Seit dem Jahr 2008 nämlich steht ein Container im Dorfzentrum, dessen simple Fassade kaum auf die schmucke Innenausstattung schließen lassen würde, die den Besucher in den vier Wänden erwartet. In einem Mix aus Wohnzimmer und Bar verbringen die jungen Leute mehrere Abende in der Woche, um Partys zu feiern oder einfach gemütlich zusammenzusitzen.
Jenes wäre ohne die Ausdauer von Carolin Vatter & Co. kaum möglich. Denn sie ließ sich einst, unterstützt von Helfern der Berlin-Brandenburgischen Landjugend (BBL), nicht von bürokratischen Hindernissen ausbremsen, setzte sich mit dem Amt auseinander und beantragte Fördermittel, bis nach fünf Jahren der Jugendclub in Gahry installiert wurde. Nicht nur damit dient Vatter ungewollt als Vorbild für alle jungen Menschen und beweist, dass es sich durchaus lohnen kann, Einsatz zu zeigen und das Leben nicht einfach so passieren zu lassen. "Sie hat in der Feuerwehr und im Jugendclub viel bewegt. Ihr Drängen hat unter anderem dazu geführt, dass wir die Container für die Jugendlichen aufgestellt haben", lobt Bürgermeister Egbert S. Piosik, der Carolin Vatter im Übrigen für die Auszeichnung durch den Landesjugendring ins Gespräch brachte. "Ich wäre froh, wenn wir mehr Leute hätten, die sich so engagieren."
Seit etwa einem Jahr ist Vatter nun auch im Ortsbeirat von Gahry tätig, um in der Kommunalpolitik mitmischen zu können. "Ich mache das gerne und habe Spaß daran, im Hintergrund zu organisieren." Bis auf die Sache mit dem Hintergrund hat das ja auch ganz gut geklappt.
von: Steven Wiesner
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