Artikel der Lausitzer Rundschau vom 17.12.2018
Artikel vom 18. Dezember 2018
Jugendfeuerwehr am Knoten
Bagenz. In Neuhausen/Spree lernt Feuerwehrnachwuchs, früh zusammenzuarbeiten.
Flink wird die „Wasserkuh Emma“, das Tanklöschfahrzeug der Bagenzer Ortsfeuerwehr, auf die Wiese gefahren. Die Feuerwehrjugend braucht am Freitagabend Platz in der Garage. Leitern werden herbeigetagen und dicke Seile aufgewickelt. Nicht nur Bagenzer Kinder und Jugendliche sind gekommen. Auch aus der „Lotte“, dem Tragkraftspritzenfahrzeug der Komptendorfer Ortswehr klettern vier Kinder. Minus vier Grad Celsius zeigt das Thermometer. Weiße Atemwolken bilden sich vor den Gesichtern der Mädchen und Jungen. Torsten Reimers holt die 15 Kinder und Jugendlichen erst einmal ins beheizte Feuerwehrgerätehaus an einen langen Tisch und verschafft sich schnell Gehör. Knoten sollen heute geübt, das Bergen eines Kameraden mit einem Seil probiert und sämtliche Gerätschaften, die im Tragkraftspritzenfahrzeug für die verschiedenen Einsatzarten bereitliegen, schnell gefunden werden.
In der Feuerwehr Neuhausen/Spree mit ihren 16 Ortswehren sind derzeit 299 Feuerwehrfrauen und -männer aktiv. 88 Mal wurden sie in diesem Jahr bereits alarmiert, zu 41 Bränden und 47 Hilfeleistungen sind sie ausgerückt. Damit das so bleibt, wird Nachwuchs ausgebildet. Die elf Wehren, die das neben dem Löschen, Retten, Schützen und Bergen schaffen, organisieren regelmäßig gemeinsame Ausbildungstage. „Das ist wichtig, nicht nur um die Ausbildung effektiv zu gestalten“, erklärt Michael Mummert, der Bagenzer Ortswehrführer, „sondern die Kinder und Jugendlichen aus den verschiedenen Ortsteilen sollen sich kennenlernen, miteinander im Team trainieren. Denn später müssen sie sich in Einsätzen aufeinander verlassen.“
74 Mädchen und Jungen üben derzeit in den Jugendfeuerwehrgruppen der Großgemeinde. Auch wenn sich viele Eltern mit engagieren, sind die Jugendwarte auf die Mannschaftstransportwagen der Großgemeinde angewiesen, wenn sie ins Trainingslager, zu Wettkämpfen fahren oder Ausflüge planen. Karsten Magister, verantwortlich für Brandschutz in der Gemeinde, hat sich deshalb gefreut, als im Oktober ein Zuwendungsbescheid aus Lottomitteln für einen Mannschaftstransportwagen über 15 200 Euro in der Verwaltung ankam. Einer außerplanmäßige Haushaltsausgabe für den Rest des rund 20 000 Euro teuren Autos haben die Gemeindevertreter in der vergangenen Woche zugestimmt. „Seit 2016 hoffen wir auf diese Anschaffung“, sagt Karsten Magister. Das Fahrzeug stehe ganz und gar den örtlichen Jugendfeuerwehren zur Verfügung. Stationiert werde der Metallic-Graue auf „neutralem Boden“ auf dem Bauhof-Gelände in Laubsdorf. Keine Einsätze dürfen damit gefahren und keine Sirene eingebaut werden. So sieht es der Zuwendungsbescheid vor. Sonst drohe eine Fördermittelrückzahlung, sagt Bürgermeister Dieter Perko.
Einfacher wird das Ringen um ein Fahrzeug des Gemeinde-Fuhrparks trotzdem nicht, befürchtet Michael Mummert. Die Bagenzer Feuerwehrwehrkameraden haben deshalb am 22. November einen Förderverein gegründet. „Als Verein können wir Spenden sammeln, uns ein Vereinsfahrzeug anschaffen und die Halterkosten selbst tragen. Wir haben elf Kinder in unserer Jugendfeuerwehr. Findet ein Wettbewerb, ein Ausbildungslager statt, brauchen schließlich auch die anderen Ortswehren die Fahrzeuge der Gemeinde.“
Ausbilderin Isabell Heine lässt die Kinder in einen Beutel voller kleiner Zettel greifen. Kaum haben sie Begriffe wie Hohlstrahlrohr, Kupplungsschlüssel oder großer Verbandskasten entziffert, flitzen sie um das Tragkraftspritzenfahrzeug herum. Laurina, Kimberly und Fritz wissen nicht nur, wo sie die Geräte finden. Ausbilder Christian Beckmann aus Groß Oßnig bespricht mit ihnen auch, was die B-Druckschläuche von den C-Schläuchen unterscheidet.
Michael Mummert hält eine Leiter-Konstruktion fest. Die Kälte an diesem Abend stört die Kinder kaum, sie ziehen die Knoten so fest, dass sie mit den Seilen einen 90 Kilogramm schweren Kameraden aus einem Schacht ziehen können. Etwa 20 der rund 30 möglichen Knoten beherrsche er schon, sagt der 14-jährige Bendix. Darunter sind der Zimmermannsstich, der Mastwurf und der Kreuzknoten. Der junge Bagenzer hat mit seiner Begeisterung für die Feuerwehrtechnik sogar den Vater angesteckt. Michael Mummert nickt: „Sein Vater Torsten Reimers ist nun unser Jugendwart.“
Annett Igel-Allzeit
Quelle: Lausitzer Rundschau
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